Aufmachen, hier ist die Sprachpolizei

Sprache formt unser Denken. Diese nicht sonderlich neue Erkenntnis wollen wir anhand von drei Beispielen in dieser Kettenreaktion beleuchten. Es geht um die Stadt, die Polizei und uns alle. Vor allem aber geht es um sensible Kommunikation und natürlich nicht um eine Sprachpolizei.

1: Was macht der nachhaltige „Stadtkonzern“ mit Parkraum?

Die Stadt Münster bezeichnet sich neuerdings gerne als „Stadtkonzern“. Dieses Framing ist nicht nur interner Begriff, der gelegentlich mal rausrutscht, sondern vor allem eine bewusst gesetzte Selbstbezeichnung. Gut nachvollziehen kann man das in den städtischen Pressemitteilungen. 

2001 wurde erstmals der Begriff verwendet und dann war lange Ruhe. 2022 ging es dann wieder los und Münster nennt sich in 4 Pressemitteilungen selbst „Stadtkonzern“. Im Folgejahr sind es dann 8 Pressemitteilungen mit dem Begriff, 2024 folgen ebenfalls 8 Pressemitteilungen und in diesem Jahr sind es bisher 2. 

„Stadtkonzern“ passt natürlich in vielerlei Hinsicht auf eine so große Struktur aus Personen, Geldern und Prozessen wie die Stadt Münster, aber es unterliegt der Gefahr, auszublenden, wo sich eine Stadt von rein wirtschaftlichen Akteuren unterscheiden muss. 

Auffällig ist daher der Kontext, in dem der Begriff verwendet wird. Oft geht es um den „Klimastadt-Vertrag“, die ohne jede Konsequenz aufkündbaren Selbstverpflichtungen von der Stadt, Unternehmen und Privatpersonen, bei denen es darum geht, irgendeinen eigenen Beitrag zu leisten, so unkonkret er auch umrissen sein mag (unsere Kritik an der Kampagne bezieht sich vor allem auf die Verschiebung der Verantwortung auf die individuelle Ebene). 

Diese Ausgabe von der Kettenreaktion, dem Newsletter der Interessengemeinschaft Fahrradstadt, ist vom 11. Juni 2025. Wir veröffentlichen ausgewählte ältere Ausgaben, zu denen wir viel positives Feedback bekommen haben. Wenn du alle Ausgaben sofort mit dem Erscheinen bekommen möchtest, abonniere die Kettenreaktion ❤️

Und auch sonst geht es in den Pressemitteilungen oft um Nachhaltigkeit im weitesten Sinne, etwa um einen Kodex für die städtischen Betriebe (Vorlage V/0606/2024/2), der vor allem Transparenzpflichten gegenüber politischen Gremien und die Veröffentlichung nicht konkret bestimmter nachhaltiger Unternehmenskennzahlen verlangt. 

Spannend wird, was die Beteiligten bei der Stadt und in der Politik aus diesem Rahmenwerk machen werden. Denken sie in Euros und Profilierungsmöglichkeiten oder in Tonnen nicht emittierten CO2s und sozialer Verantwortung? Betrieben sie Greenwashing oder setzen sie Push & Pull um? Wenn du es verpasst hast, sieh‘ dir unbedingt unseren Artikel über Push & Pull an.

2: Es gibt keine Verkehrsunfälle

Steile Thesen, könnte man meinen. Es ist aber ungefähr der Titel des noch nichts ins Deutsche übersetzten Buches There Are No Accidents von Jessie Singer. Singer zeigt darin, dass der Begriff des Unfalls historisch regelmäßig genutzt wurde, um Verantwortung zu individualisieren, gar auf die Opfer umzulenken. Dadurch wird gar nicht mehr darüber gesprochen, ob es sich vielleicht um systemische Gefahren handelt, die man auch durch bessere Regulatorik eindämmen könnte. Dass heute in der westlichen industriellen Produktion bewegliche Machinenteile nicht mehr regelmäßig Arbeiter*innen enthaupten, ist nicht etwa Ergebnis der Innovationskraft der Wirtschaft, sondern viel mehr ein Zustand, für den Arbeiter*innen und Gewerkschaften kämpfen mussten. 

Bezogen auf „Verkehrsunfälle“ sollte man heute dieselben Fragen stellen. Warum hängen Menschenleben eigentlich daran, ob andere Menschen kleine Fehler mit großer Wirkung machen? Wieso ist es überhaupt möglich, zum Beispiel innerorts ein Fahrzeug so sehr zu beschleunigen, dass es in eine Bushaltestelle vor einer Kinderarztpraxis katapultiert wird? Wegen „Sicherheit“? „Freiheit“?

Geschehen ist dies im Januar an der Geiststraße. Die Westfälischen Nachrichten nannten es einen „skurrilen Autounfall“, der WDR einen „kuriosen Autounfall“ inkl. O-Ton über das „wunderschöne Auto“. 

Sowohl die Rolle der 74-jährigen Fahrerin und alle Überlegungen über das, was hätte passieren können, wollen wir kurz beiseite legen und darauf aufmerksam machen, wie über das Ereignis gesprochen wird. Der normalisierend wirkende scheinbar neutrale Begriff des „Unfalls“ verunmöglicht nämlich nicht nur solche Fragen, sondern vor allem auch eine Debatte darüber, ob man nicht vielleicht etwas an einer Normalität drehen sollte, die im vergangenen Jahr zu 363.000 Verletzten und 2.800 Todesopfern geführt hat

Mit dieser Frage, ob Begriffe wie Verkehrsunfall verharmlosend wirken, hat sich auch Jan Nordhoff in seiner Masterarbeit beschäftigt. Spannend ist dies auch deshalb, weil er Polizeirat ist, sich speziell mit den Pressemitteilungen von Polizeibehörden auseinandergesetzt hat und seine Arbeit vom deutschen Verkehrssicherheitsrat prämiert wurde. Eine gute Aufarbeitung findest du zum Beispiel hier bei Velobiz

Anders über das zu reden, was auf unseren Straßen passiert, ist vielleicht ein erster notwendiger Schritt dahin, dass wir darüber nachdenken, den Autoverkehr mit moderner Technik stärker zu regulieren. Es ist kein Naturgesetz, sondern das Ergebnis von reaktionärer Politik und Lobbyarbeit, dass die Geschwindigkeiten von E-Scootern auf Basis des Standorts limitiert werden, die von tonnenschweren Autos aber nicht.

Wenn dir gefällt, was du hier liest, empfiehl‘ die Kettenreaktion doch weiter!

3: Reiz & Reaktion

Prof. Dr. Maja Göpel (Politökonomin, Transformationsforscherin, Nachhaltigkeitsexpertin und Gesellschaftswissenschaftlerin) hat auf der Digitalkonferenz re:publica einen sehenswerten Vortrag darüber gehalten, wie wir mit reaktionären Entwicklungen umgehen sollten. Den von Rechten gestressten Kampfbegriff „woke“ umschreibt sie schlicht als anständig. Ihre drei Zutaten, wie wir nach vorne kommen, sind:

  1. Aufmerksamkeit denken als Zeit x Intention
    Es ist wichtig, zu überlegen, wem wir unsere Aufmerksamkeit geben, und bewusst auf das fokussieren, was gut ist. Lass‘ das Doomscrolling sein und beschäftige dich lieber mit guten Ideen und echten Menschen.
  2. Pluralistische Relevanz einfordern
    Es gibt breite Mehrheiten für Veränderungen und es hilft, sich mit Menschen auszutauschen, die ebenfalls Veränderungen wollen. Frage Menschen, was ihnen wirklich wichtig ist, und fordere ein, dass über diese Themen gesprochen wird.
  3. Permissive Performanz leben
    Wir müssen bei all dem Veränderungsdrang bedenken, dass wir keinen Vollständigkeitsanspruch auf unsere Zukunftsvisionen haben. Wir müssen Gemeinsamkeiten suchen und Gegenmacht mobilisieren, indem wir auch die mitnehmen, die in eine ähnliche Richtung wollen – selbst wenn es nicht genau derselbe Pfad ist. 

Göpel formuliert all das viel besser. Sieh‘ dir unbedingt den Vortrag an, solange er noch online ist. Der Mitschnitt des Livestreams ist nicht öffentlich gelistet. Los geht es ab Minute 30.

Termine: Austausch & Critical Mass

In der Kettenreaktion waren an dieser Stelle Empfehlungen für aktuelle Termine. Jetzt abonnieren und in Zukunft keine Events rund um Fahrradkultur und Mobilitätswende in Münster mehr verpassen!

Linksammlung: Was wir uns ansehen

Münster und Umland

Münsters erste Schulstraße: An der Gottfried-von-Cappenberg-Grundschule im Geistviertel ist ein Verkehrsversuch gestartet. Es soll keine Elterntaxis mehr geben.

Ratsvorlage zur Umgestaltung der Hafenstraße

Ratsvorlage: Sachstandsbericht zur Umsetzung der Aufhebung der Radwegebenutzungspflichten

Ratsvorlage: Umgestaltung Albersloher Weg

Ratsmehrheit will Tempo 30 innerhalb des Rings

Bericht über die Blumenkübel im Kreuzviertel 👇

Aus aller Welt

Dortmund: Ratsmehrheit will Tempo 30 überall, wo es möglich ist

In Lünen wird jetzt kontrolliert, ob in Garagen wirklich Autos stehen oder Zeug gelagert wird

Solingen baut sowas ähnliches wie Leezenflow, nur für Fußgänger*innen. Smarter wäre es, den Autoverkehr zu reduzieren. 

150 Unternehmen sprechen sich für ein ehrgeiziges EU-Klimaziel für 2040 aus. 

Komm‘ mit in die Welt von Morgen – Kinderbuch über die Mobilitätswende. 

Teslas sogenannter Autopilot rammt Schulkind-Dummy in Versuch (englisch). 

Nahverkehr als Wirtschaftsfaktor (DB Regio).

Das unschlagbare Duo: Warum Pull- und Push-Maßnahmen Hand in Hand gehen müssen für eine echte Mobilitätswende in Münster

Wir alle wünschen uns eine lebenswerte Stadt mit weniger Stau, sauberer Luft und mehr Platz für Grün und Begegnung. Die Mobilitätswende ist dafür der Schlüssel – aber sie gelingt nicht im Alleingang. Oft wird über „Pull“-Maßnahmen gesprochen: bessere Radwege, attraktiver ÖPNV, Carsharing-Angebote. Alles wichtig! Aber was passiert, wenn die Nutzung des eigenen Autos weiterhin so bequem und günstig bleibt?

Genau hier kommen die „Push“-Maßnahmen ins Spiel. Sie machen die Nutzung des Autos in bestimmten Situationen weniger attraktiv – sei es durch Parkraumbewirtschaftung, die Reduzierung von Fahrspuren oder die Erhöhung von Parkgebühren. Klingt erstmal ungemütlich? Ist es aber nicht, wenn Pull- und Push-Maßnahmen clever kombiniert werden!

In unserem neuen Blogbeitrag erklären wir, warum diese beiden Seiten einer Medaille sind und wie eine durchdachte Kombination aus beidem Münster auf dem Weg zur Fahrradstadt wirklich voranbringen kann. Wir schauen uns Beispiele an, diskutieren Vor- und Nachteile und laden euch ein, mit uns über die besten Strategien für unsere Stadt zu diskutieren!

„Das unschlagbare Duo: Warum Pull- und Push-Maßnahmen Hand in Hand gehen müssen für eine echte Mobilitätswende in Münster“ weiterlesen

Dein Signal gegen blockierte Kreuzungen

Eine blockierte Kreuzung in Münster. Die Ampel für den Radverkehr zeigt grün, mehrere Fahrzeuge stehen noch auf der Straße.

Seit eine Baustelle die völlig überdimensionierte Weseler Straße in der Nähe des Aasees schmaler macht, gibt es regelmäßig Rückstau bis auf die Kreuzungen. Ein Naturgesetz ist das nicht: Durch vorausschauendes Fahren können Menschen mit Motor verhindern, ein gefährliches Ärgernis für andere zu werden. Gute Ampelschaltungen, die Fehlverhalten einberechnen und deshalb zulasten des Kfz-Verkehrs zusätzliche Räumzeiten berücksichtigen, sowie regelmäßige Kontrollen können dies unterstützen. Besonders der Fuß- und Radverkehr als verletzlichste Gruppe von Verkehrsteilnehmenden leidet unter blockierten Kreuzungen.

Blockierte Kreuzungen

  • sind ärgerlich für alle
  • setzen Rad- und Fußverkehr zusätzlichen Gefahren aus
  • erschweren Einsatzfahrten von Rettungsdiensten, Feuerwehr und Polizei

Übrigens: Die Straßenverkehrsordnung verbietet explizit das Halten auf Fußgänger*innenüberwegen.

Kennst du Kreuzungen in Münster, die regelmäßig durch Nachzügler blockiert sind? Dann klicke auf diesen Button und schreibe eine Mail an die Polizei, die Straßenverkehrsbehörde und den kommunalen Ordnungsdienst der Stadt Münster:

Mit dem Klick öffnet sich deine E-Mail-App. Du musst die Mail selbst auf deine Situation anpassen und sie selbst absenden. Dir steht natürlich frei, ob du uns und das Fahrradbüro der Stadt bei deiner Mail in Kopie nimmst, aber wir freuen uns darüber.

Wir haben die Situation auch in einem Video dokumentiert, welches wir bei YouTube, bei Bluesky und bei Instagram veröffentlich haben.

Darum könnte sich dieses Jahr einiges drehen

Eine Aufnahme des PARK(ing) Day 2025 von der Wolbecker Straße. An einem sonnigen Tag sind viele Menschen auf der Straßen und sehen sich um. Im Hintergrund ist die Kanalbrücke von Münster zu erkennen, auf der ein einzelnes Auto fährt. Darüber der Text: "Darum könnte sich dieses Jahr einiges drehen"

2025 könnte in Münster einiges im Bereich Verkehrswende passieren und dem Umweltverbund aus Fußverkehr, Radverkehr und Öffis mehr Raum und Komfort gegeben werden – zulasten des privaten Autoverkehrs. Warum das trotz langem Beinahe-Stillstand gut möglich ist:

Oberbürgermeister Markus Lewe hat nichts mehr zu verlieren

Markus Lewe (CDU), der aktuelle Oberbürgermeister von Münster, möchte nicht erneut kandidieren. Während er vor einigen Jahren noch stolz angekündigt hat, dass Münster schon 2030 klimaneutral sein möchte, klingt er zwischenzeitlich ambitionslos. Markus Lewe übernimmt seit 25 Jahren politische Verantwortung in Münster und hat fünf Kinder. Mit dem unaufhörlichen Voranschreiten der Klimakrise wird auch an ihm die Frage nagen, ob er genug getan hat. Er ist lokalpolitischen Parteibuddys auf Sicht nicht mehr verpflichtet und könnte Rückgrat beweisen, indem er die tiefgreifenden Schritte anstößt, die die Klimakrise erfordert. Genug Dokumente, die erklären, was eigentlich nötig wäre, gibt es.

Die Politik will angesichts der Kommunalwahl Kante zeigen

Im Rat der Stadt Münster gibt es eigentlich eine öko-soziale Mehrheit. Der Ratskoalition aus SPD, Grünen und Volt ist angetreten, um die Verkehrswende voranzutreiben. Auch Gruppierungen wie ÖDP und die Linken unterstützten sie in diesem Vorhaben. All diesen Parteien kann die verkehrspolitische Bilanz nicht ausreichen. Ihre tendenziell einer echten Verkehrswende zugeneigten Wähler*innen sehen tagtäglich, dass Münster weder grün noch autoarm ist – und im Gegenteil mehr und mehr Blech die Lebensqualität schmälert. Um so ausgeprägter und weitreichender könnten Vorhaben auf den letzten Metern angestoßen werden.

Die Verwaltung setzt manches bewusst vor der Kommunalwahl um

Wer die verkehrpolitische Entwicklung in Münster aufmerksam beobachtet weiß, dass die Verwaltung auch ein politischer Akteur ist. Zeitpunkte, Art und Weise der Kommunikation und Umsetzungsdetails werden im Sinne eines gut zu vermarktenden Images gesteuert – aber ohne tiefgreifenden Wandel. Es soll eben vor allem so aussehen, als wäre Münster fortschrittlich im Bereich Mobilität. Es ist deshalb gut möglich, dass die ein oder andere kontroverse Maßnahme kurz vor der Kommunalwahl plötzlich umgesetzt wird. Das Ergebnis: Empörung bei Parkplatzbeweinern und Mobilitätsdinosauriern, die sich auf die Wahl auswirkt – mit dem nie offen ausgesprochenen Ziel, nicht zu progressiven Verhältnisse zu haben. Denn ein*e progressive Bürgermeister*in mit passender Ratsmehrheit könnte einige Denkmuster einreißen, was der ein oder andere vermeiden wollen wird. Gleichzeitig könnten langfristig wirkende politische Entscheidungen bis hinter die Kommunalwahl geschoben werden, in der Hoffnung, dass sich dann nicht zu viel verändert. All dies ist um so ärgerlicher für diejenigen innerhalb der Verwaltung, die tatsächlich einen tiefgreifenden Wandel anstoßen wollen – 2025 ist auch ihre Chance, durch Indiskretionen und kleine Rebellionen die Umweltbewegung zu unterstützen.

Die Klimagerechtigkeitsbewegung ist immer besser organisiert und vernetzt

Münster hat von Klimaentscheid bis Verkehrswendebündnis und in all den Gruppierungen, die jeweils dazu gehören, viele Menschen mit ausgeprägtem Veränderungswillen. Sie sind die Ausgangspunkte, die in wenigen Wochen hunderte Menschen auf die Straßen bringen wie etwa zur Verkehrsminister*innenkonferenz. Immer mehr Menschen sind in der Lage dazu, Kommunikationsmittel wie Signal zu benutzen, vernetzen sich und lernen. B-Side, Umwelthaus und SpecOps sind Orte, die öko-sozialen Wandel und Vernetzung ermöglichen. Der PARK(ing) Day bringt jedes Jahr um die 70 lokale Initiativen zusammen, die Bündnisse schmieden von bürgerlichen bis radikalen Initiativen. Viele haben erkannt, dass wir gemeinsam Spaltungsversuche abwehren müssen.

Alte Versprechen sind gut dokumentiert

War da nicht noch was mit 2025? Ach ja, das Radverkehrskonzept Münster 2025, vor 9 Jahren noch Zukunftsmusik und jetzt ist 2025 plötzlich gekommen und der Radweg vor der Tür immer noch kaputt. Wenn es in Münster an einem keinen Mangel gibt, dann sind das Dokumente, die Zielzustände beschreiben, die nie erreicht werden. Erfreulicherweise sind alte Versprechen gut dokumentiert, so dass Medien und Aktivisti dies thematisieren können – und vielleicht dazu führen, dass mehr darüber geredet wird, was heute noch passiert als was in einem Jahrzehnt vielleicht sein könnte.

Erfolg mit bitterem Beigeschmack: Tempo 30 auf der Geiststraße kommt

KI-generiertes Hintergrundbild von Aktenordnern auf einer Straße aus der geneigten Vogelperspektive. Darüber der Text: "Erfolg mit bitterem Beigeschmack. Kapitel 3: Tempo 30 auf der Geiststraße kommt". Das Wort Erfolg ist pink hervorgehoben.

In der Untätigkeitsklage von zwei Anwohner*innen gegen die Stadt Münster hat die Stadt nun eingelenkt: Tempo 30 soll auf der Geiststraße zeitnah in Rahmen eines zweijährigen Verkehrsversuchs eingeführt werden. Zuvor hatte die Stadt zunächst Anwohneranträge verbummelt, diese dann wiedergefunden und dennoch versucht, diesen Fehler den Anwohner*innen anzurechnen – man hätte ja anrufen können. Angesichts der langen vorherigen Odyssee war dies vermutlich nur eine humorvolle Einlage.

Mit der Planung des Verkehrsversuchs bestätigt die Stadt, was die Anwohner schon geahnt haben: selbstverständlich ist eine Verkehrsberuhigung auf der Geiststraße möglich, auch wenn zuvor schon ein dort ansässiger Kindergarten vertröstet und die eingereichte Petition ausgesessen wurden. Auch die vorherige Behauptung eines Pressesprechers der Stadt, „überall, wo Tempo 30 möglich ist, sei es umgesetzt worden“ (vgl. RUMS, 25. August 2023) erweist sich damit als unwahr. Der Fall belegt eindrucksvoll, dass vermeintlich gebundene Hände eben manchmal selbst angelegte Fesseln sind und kratzt am Image der angeblich progressiven „Fahrradstadt“.

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Frage zur Radwegebenutzungspflicht im Rahmen der Einwohnerfragestunde im Rat der Stadt Münster

Montage. Im Hintergrund ist eine Straße abgebildet, auf der ein Schild steht "Radfahren auf der Fahrbahn erlaubt". Im Vordergrund ist eine Person zu sehen, die in ein Mikro spricht. Dazu der Text: "Einwohner fragt im Rat der Stadt Münster. Wann wird Gesetz von 1998 umgesetzt?" Die Jahreszahl 1998 ist in der Farbe pink besonders hervorgehoben.

Die Radwegebenutzungspflicht und die Stadt Münster, das ist eine offensichtlich immerwährende Liebesbeziehung, die nicht so schnell in die Brüche gehen wird. Denn obwohl seit 1998 eine Benutzungspflicht nur dann angeordnet werden kann, wenn eine entsprechende Gefahrenlage nachzuweisen ist, tut sich die münsterische Verwaltung sehr schwer, dem Radverkehr mehr Platz im Straßenraum zu gewähren. Deshalb haben ich folgende Frage im Rat vorgebracht.

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Untätigkeitsklage gegen die Stadt Münster – Anträge von Anwohnenden wiedergefunden

Zu den von einer Anwohnerin und einem Anwohner eingereichten Anträgen auf verkehrsbeschränkende Maßnahmen auf der Geiststraße (vgl. vorherige PM) hatte die Stadt Münster zunächst öffentlich behauptet, dass die betreffenden Anträge nicht vorliegen würden und deshalb kein Anlass zur Prüfung bestehen würde. Dies sorgte für Irritationen bei den Anwohnenden, schließlich präsentiert sich die Stadt Münster gerne als progressive und lebenswerte Verkehrswende-Metropole, so dass neben politischen Anträgen, einer Petition, die an den Oberbürgermeister persönlich überreicht wurde, und einer Anregung gem. Gemeindeordnung auch ein Eigeninteresse bestehen sollte, stadtweit für Verkehrsberuhigung zu sorgen und die Handlungsoptionen im Blick zu haben. Außerdem hatten die Anwohnenden selbstverständlich die entsprechenden Anträge auch tatsächlich eingereicht.

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Untätigkeitsklage gegen Stadt Münster – Stadt verschleppt Verkehrsberuhigung

Beispiel Geiststraße: Stadt verschleppt Verkehrsberuhigung. Untätigkeitsklage gegen die Stadt Münster

Eine fünfjährige Odyssee: Fünf Bürgeranträge, eine Petition an den OB, eine Anregung gemäß § 24 GO NRW, zwei Anträge der BV-Mitte, sowie zwei Anträge über einen Rechtsanwalt wegen zu hoher Lärm- und Luftschadstoffbelastung ohne dass etwas vor Ort passiert führen zu Untätigkeitsklagen gegen die Stadt

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Münster will Klimastadt werden, aber…

Grafik mit dem Schriftzug "Wen braucht es dazu wirklich?". Das Wort "Wen" ist pink hervorgehoben.

Bereits seit einiger Zeit bewirbt Münster unter dem Slogan „Weil es uns alle braucht“ die Erarbeitung eines “Klimastadt-Vertrags”. Doch dieser Slogan lässt Fragen offen und wirft einige Probleme auf.

Das Problem

Der Slogan tut so, als müssten “wir alle” Klimaschutz einfach nur stark genug wollen. Dabei sind die Einflusssphären normaler Bürger*innen ja viel kleiner als zum Beispiel die vom aktuellen Oberbürgermeister. Der Slogan lenkt also von den systemischen Rahmenbedingungen ab, in denen normale Bürger*innen handeln.

Die Rolle des Einzelnen

Wenn du einen mittelmäßigen Radweg befährst, kommt’s auf dich vielleicht weniger an, als wenn du ihn baust. Wenn du die Tiefgarage über deine Miete mit bezahlen musst, kommt’s auf dich vielleicht weniger an, als wenn du die Bebauungspläne verantwortest. Wenn du das Auto nimmst, weil der Bus unzuverlässig ist, kommt’s auf dich vielleicht weniger an, als wenn du die Öffis kaputtsparst.

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