Was taugen Münsters Fahrradstraßen? Heute: Am Hohen Ufer

Die Fahrradstraße "Am Hohen Ufer" aus Richtung des Werse Radweges. Das Bild zeigt einen Feldweg mit Pfützen. Mittig des Bildes steht das Fahrradstraßen-Schild mit dem Zusatz "KFZ-Frei". Das Schild spiegelt sich in den Pfützen am Boden. Rechts des Weges ist ein Weidezaun und eine grüne Wiese.

Touristische Fahrradstraßen im Grünen: Am hohen Ufer in Angelmodde

Auf ca. 680 m Länge ist die Straße Am hohen Ufer eine Fahrradstraße. Damit ist sie eine der eher kürzeren Fahrradstraßen in Münster. Die Straße befindet sich zwischen dem Radweg an der Werse und dem Sportplatz des SC Gremmendorf 1946 e.V.. Die Fahrradstraße ist für Autos tatsächlich eine Sackgasse und nur für Fahrräder eine Durchgangsstraße. Auch wenn die Autos somit auf der Straße fahren dürfen, sorgt die Situation dafür, dass es mindestens keinen Durchgangsautoverkehr gibt. Der Zweck der Fahrradstraße hat vermutlich an dieser Stelle lediglich touristischen Charakter. Die Straße hat bisher keine Rotfärbung erhalten. Dies wäre an vielen Stellen auch kompliziert, da mindestens auf den letzten 200 Metern der Fahrradstraße kein Asphalt, sondern eine wassergebundene Wegdecke den Untergrund bildet. Das bedeutet, dass die Oberfläche einerseits einen Großen Rollwiderstand bietet und das Radfahren darauf eher anstrengend und unkomfortabel ist. Andererseits bedeutet die wassergebundene Schicht, dass sich auf der Oberfläche bei Regen schnell Pfützen und Schlamm bilden. Fahrräder haben nicht nur auf Fahrradstraßen eine bessere und glattere Oberfläche verdient.

Leider wird trotz größerer Grundstücke an der Straße auch links und rechts der Fahrbahn geparkt. Mit ihren ca. 3,5m breite, ist das entspannte Fahren außerhalb der Dooring Gefahrenzone leider nur schwer möglich. Insbesondere im letzten Teil, ohne asphaltierte Wegdecke, ist die Breite der Straße wesentlich geringer, als im „Neue Qualitätsstandards für Fahrradstraßen“ der Stadt Münster vorgesehen. Dieser gibt eine Mindestbreite für die Fahrgasse von 4m vor. Dazu kommen unübersichtliche Hecken und Grundstückseinfahrten, die leider Gefahrenpotential bieten.

Aufgrund des nicht vorhandenen Durchgangsverkehrs und der naturnahen Lage ist diese Fahrradstraße jedoch von der Atmosphäre her betrachtet eine der schöneren Straßen, wenn man touristisch unterwegs ist und nicht schnell und komfortabel von A nach B kommen möchte. Ein entspanntes Nebeneinanderfahren, welches auf Fahrradstraßen mindestens Möglich sein muss, ist auf dieser Fahrradstraße leider nicht möglich.

Das Bild zeigt den Anfang der Fahrradstraße "Am Hohen Ufer". Es zeigt eine nasse, asphaltierte Straße, die in die Tiefe des Bildes führt. Auf der linken Seite der Straße ist ein grüner Acker. Auf der rechten Seite steht das Fahrradstraßen Bild mit dem Zusatz, KFZ frei. Rechts der Straße verläuft ein Weidezaun. Im Hintergrund sind Wohnhäuser und Bäume zu sehen.
Der Beginn der Fahrradstraße aus Richtung des Sportplatzes.

Was taugen Münsters Fahrradstraßen? Heute: die Bismarckallee

Wo simmer denn dran? Aha, heute krieje mer de Fahrradstraße. Also, wat is en Fahrradstraße? Da stelle mehr uns janz dumm. Und da sage mer so: En Autobahn, dat is ene lange Straße, da dürfen nur Autos fahn. En Gehweg, dat is ene Weg, da darfste nur zu Fuß gehn. Und wat is en Fahrradstraße? Dat krieje mer später.

In Münster ist die Schillerstraße als erste Fahrradstraße 1990 ausgewiesen worden. Seitdem sind 30 Jahre vergangen, viel Zeit – was ist daraus geworden?

An sich sind Fahrradstraßen eine gute Idee. Punkte die für eine ausgewiesene Fahrradstraße sprechen: die Sicherheit, Kommunikation (darf nebeneinader fahren), kein Autoverkehr und das zügige Vorankommen durch Vorfahrtsberechtigungen.

Allerdings spricht auch einiges gegen die konkrete Ausführung in Münster:

  • Etikettenschwindel (es gibt keine echten Fahrradstraßen in Münster)
  • „Erfindung verträumter Verkehrsplaner, die irgendeinem Verkehrsweg einen Stempel aufdrücken und sich gern dafür feiern lassen“ (Horst Seidenfaden)
  • Gefährdung durch MIV (Durchgangsverkehr)
  • mangelnde Akzeptanz durch Anwohner und Schleichverkehr

In Münster gibt es mittlerweile 15 – 17 Fahrradstraßen, je nachdem, wie man zählt. Es scheint auch keine offizielle Liste aller Fahrradstraßen zu geben – wenn ihr eine Liste findet, sagt uns doch gerne Bescheid.

In der Beschlussvorlage der Stadt Münster vom 15.5.2019 heißt es u.a.:

„Künftig gelten einheitliche, möglichst zügig zu realisierende Qualitätsstandards…“

„Die Breite der Fahrgasse muss künftig mindestens 4,00 m…“

„Soweit Kfz-Verkehr im Rahmen der Straßenverkehrsordnung ausnahmsweise stattfinden darf, werden u.a. „Anlieger frei“-Regelungen i.V.m. baulichen Maßnahmen (z.B. Diagonalsperren) sowie Einbahnstraßenregelungen für den Kfz-Verkehr geprüft, um den Durchgangsverkehr zu unterbinden.“

Auffallend ist, dass das Erscheinungsbild der Fahrradstraßen nicht einheitlich ist. Angefangen von der Oberfläche, teils rot eingefärbt, mit unterschiedlichen Belägen, teils nicht eingefärbt, ja, es gibt sogar Teilstrecken mit Kopfsteinpflaster.

Die Bismarckallee ist jetzt „Fahrradstraße 2.0“ , so die Aussage der Stadt Münster. Wir haben das mal genauer unter die Lupe genommen:

Sicherlich ist die Bismarckallee eins der besseren Beispiele, die das Radfahren in Münster komfortabler macht.

An der Einmündung Weseler Straße ist ein Plakat aufgestellt, dass die Autofahrer, die die STVO nicht kennen, daran erinnern soll, dass die Radfahrer hier absolut Vorrang haben.

Die Oberfläche ist rot eingefärbt (lest hierzu nochmal unseren Beitrag dazu), der Asphalt ist glatt und lässt sich gut befahren. Das absolute Halteverbot ab Körnerstraße wurde anfangs von den Autofahrern ignoriert, nach Ablauf der Schonzeit wurde mit Hilfe des Ordnungsamtes dieses jedoch durchgesetzt und wird weitgehend beachtet.

Leider ist die Bismarckallee für den Durchgangsverkehr freigegeben, hier wäre zumindest eine Sperrung der Straße mit Anlieger frei und gegebenenfalls eine Einbahnstraßenregelung wünschenswert.

Das einheitliche Erscheinungsbild der Fahrradstraßen ist hier nicht ersichtlich, das kurze Stück vor der Erich-Klausener-Realschule fällt schmaler aus (unter 4 m) und unterbricht die breitere davor und dahinter. Dieses kurze Stück ist übrigens die einzige „richtige“ Fahrradstraße Münsters, in der kein Autoverkehr erlaubt ist.

Als Teil der Veloroute nach Senden ist die Anbindung suboptimal. Vom Kanonengraben mit Bettelampel über die 4spurige Weseler oder als Linksabbieger aus der Ägidiistraße (ebenfalls über die Weseler), stadtauswärts an der Torminbrücke ebenfalls mit Bettelampel über den Koldering/Torminbrücke (4spurig). Für die Anbindung an das Radwegenetz ist da noch viel Luft nach oben.

Um die Akzeptanz der Fahrradstraßen und damit Sicherheit zu erreichen, müssen Stadtverwaltung, Ordnungsamt und Polizei beim Ausweisen von Fahrradstraßen diese Maßnahmen mit ausreichender Information unter Einbeziehung der Anwohner begleiten und die Regeleinhaltung konsequent und nachhaltig durchsetzen.

Wir haben uns unter diesen Gesichtspunkten alle Fahrradstraßen in Münster angeschaut, die Details und Bewertungen dazu findet ihr in einem der nächsten Beiträge.

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Was meint ihr, welche Fahrradstraßen in Münster taugen etwas?

Kettenriss und Speichenbruch und passt gut auf euch auf.