Münster will Klimastadt werden, aber…

Grafik mit dem Schriftzug "Wen braucht es dazu wirklich?". Das Wort "Wen" ist pink hervorgehoben.

Bereits seit einiger Zeit bewirbt Münster unter dem Slogan „Weil es uns alle braucht“ die Erarbeitung eines “Klimastadt-Vertrags”. Doch dieser Slogan lässt Fragen offen und wirft einige Probleme auf.

Das Problem

Der Slogan tut so, als müssten “wir alle” Klimaschutz einfach nur stark genug wollen. Dabei sind die Einflusssphären normaler Bürger*innen ja viel kleiner als zum Beispiel die vom aktuellen Oberbürgermeister. Der Slogan lenkt also von den systemischen Rahmenbedingungen ab, in denen normale Bürger*innen handeln.

Die Rolle des Einzelnen

Wenn du einen mittelmäßigen Radweg befährst, kommt’s auf dich vielleicht weniger an, als wenn du ihn baust. Wenn du die Tiefgarage über deine Miete mit bezahlen musst, kommt’s auf dich vielleicht weniger an, als wenn du die Bebauungspläne verantwortest. Wenn du das Auto nimmst, weil der Bus unzuverlässig ist, kommt’s auf dich vielleicht weniger an, als wenn du die Öffis kaputtsparst.

„Münster will Klimastadt werden, aber…“ weiterlesen

Flyover – Auf dem Boden bleiben

Jetzt also doch. Die Radfahrerbrücke, das sogenannte Flyover soll kommen.

Die IG Fahrradstadt ist erstaunt darüber, dass das erst Anfang 2020 auf Eis gelegte Projekt aufgetaut werden soll und jetzt Hals über Kopf und schnellstmöglich durch alle Gremien zur Genehmigung gejagt wird.

Was ist der Sinn und was steckt dahinter?

Unserer Meinung nach ist dieses Leuchtturmprojekt ein Signal an der falschen Stelle zum falschen Zeitpunkt.

Wie auf der Bildmontage aus der Verwaltungsvorlage von 2020 ersichtlich, ist der einzige Grund dieses Bauwerks, den MIV ungehindert mitten durch Münster fließen zu lassen. Die Radfahrer von der Aegidiistraße und vom Kanonengraben in Richtung Bismarckallee und umgekehrt sollen den Verkehrsfluss nicht unterbrechen.

Die Straße vor dem Aasee ist jedoch entgegen anders lautenden Behauptungen keine Bundesstraße mehr. Die B54 verläuft über die Torminbrücke, an der seltsamerweise kein Flyover geplant ist und die Pendler dort an der Ampel auf den Bettelknopf drücken und warten müssen – hier fehlt ein schlüssiges Konzept!

Es ist die Manifestierung des Vorrechts des motorisierten Individualverkehrs gegenüber dem Fahrrad in einer sogenannten Fahrradstadt – €10 Millionen für maximal 2000 + 600 Radfahrer auf der Route Bismarckallee hoch zur Promenade bzw. zurück, zum großen Teil Schüler:innen und Student:innen zur Mensa, zur Schule und zu den Unistandorten entlang des Weges bis zur Torminbrücke. Und es ist kein Zufall, Beginn und Ende der Rampe an der Mensa zu setzen.

Nicht, dass Schüler:innen und Student:innen kein Anrecht auf erstklassige Infrastruktur hätten, aber: Die ermittelten restlichen 28.000 Radfahrer an dem Kreuzungspunkt nehmen andere Routen – hierfür müssen ebenfalls kreuzungsfreie, beschleunigte Wege gefunden werden. Ein Großteil will zudem von der Bismarckallee ins Zentrum: mittwochs, freitags und samstags ist Markt auf dem Domplatz.

Genau aus diesen Gründen ist der Flyover nur ein überteuertes Leuchtturmprojekt, welches nur Prestige und die Interessen des Autoverkehrs im Sinn hat.

Was geht

Was gibt es doch wahrlich für andere Möglichkeiten, eine zukunftsorientierte Lösung für den gesamten Abschnitt, der ein wirkliches Leuchtturmprojekt wäre – eine Umgestaltung, die dem Namen Fahrradstadt gerecht würde. Mal abgesehen von dem Gewinn für die Stadt, wenn man kreuzungsfrei von der Innenstadt zum Aasee kommt – z.Z. schaffen es selbst sportliche Fußgänger:innen bei Grün nicht ganz über die Ampel an der Weseler Straße.

Das geht:

  1. Den gesamten Abschnitt ab Scharnhorststraße bis zur Querung Promenade / Am Stadtgraben für den MIV sperren, mit Durchfahrt für Busse, die Ampeln entfernen.
  2. Die Aegidiistraße, die Straße Am Kanonengraben und die Adenauerallee, das Teilstück Am Stadtgraben / Weseler Straße als Fahrradstraße. Damit entsteht mit den bestehenden Fahrradstraßen Annette-Allee und Bismarckallee ein komfortables Netz von Fahrradstraßen im Herzen der Stadt.
  3. Mit intelligenten Einbahnstraßenlösungen in Pluggendorf den Durchgangsverkehr raushalten.

Und sonst noch

Schneeräumung, Eisglätte und Reifglätte als zusätzliche Gefahren inklusive der „Schussfahrten“ in die Bismarck Allee sofern es keine „Drängelgitter“ gibt und zusätzlich noch die Folgekosten.

Lasst uns das Geld sinnvoller ausgeben, als weiterhin den Radverkehr in Münster vor dem MIV zu verstecken.

Nötig wären umfangreiche Investitionen für die dringenden Reparaturarbeiten an der Radinfrastruktur (Weseler Straße, Friedrich-Ebert-Straße, Kolde-Ring und und und) und sicherlich findet sich noch das ein oder andere Projekt, das Leuchtturmcharakter/Signalwirkung hat, dem Radverkehr wirklich was nützt und gerne auch individuellen Profilierungsabsichten dienen kann. Ein paar Vorschläge:

Für 10 Millionen könnte man z.B.

  • 94.420 Fahrradbügel in Edelstahlausführung bauen
  • 2.500 Familienlastenräder kaufen (Bakfiets Cargo Bike Long)
  • 50 Kreuzungsbereiche radfahrgerecht umbauen (siehe 200 Tsd. € Kosten für freilaufenden Rechtsabbieger Hammer Str./Friedrich-Ebert-Str.)

Die Förderquote durch Bund und Land ist übrigens nur aus städtischer Perspektive relevant. Für uns Bürgerinnen und Bürger kommen die Mittel so oder so aus gezahlten Steuern, deshalb sind diese Argumente auch legitim. Auch binden die Umsetzung und der Unterhalt personelle Kapazitäten bei der Stadt, hinzu kommen außerdem jährliche Kosten zum Unterhalt.

Schützen Sie bitte diese historische Grünfläche. Zerstören sie weder Rasen, Stauden noch Gehölze.

Nehmen wir die Stadt Münster beim Wort. Leuchttürme gehören an die Küste. Für eine Stadt, die sich dreht, müssen sich alle auch trauen, dem Kfz Raum weg zu nehmen – und ansonsten auf dem Boden bleiben. Oder auch, wie es die frühere Version der Machbarkeitsstudie formulierte: „Es wird grundsätzlich eine Neustrukturierung dieser Verkehre empfohlen, auf einer Ebene.“

Was taugen Münsters Fahrradstraßen?: Heute Frauenstraße und Katthagen

Ein Verkehrszeichen 112 (Warnung vor unebener Fahrbahn) liegt auf Kopfsteinpflaster in nassem Laub.

Zentimeter enges Überholen, Kopfsteinpflaster, entgegenkommende Autos versperren den Weg – Wer denkt bei solchen Begriffen an eine Fahrradstraße? So sieht jedoch die traurige Wahrheit der Frauenstraße/Katthagen mitten in der Münsteraner Innenstadt aus. Allem Anschein nach wurde das rund 400m lange Stück Auto-Einbahnstraße kurzfristig mit Fahrradstraßen-Schildern dekoriert und in beide Richtungen für den Radverkehr freigegeben – schon kann sich die Stadt Münster für ihre Radinfrastruktur auf die Schulter klopfen.

Doch zunächst die drögen Fakten. Von Schlossplatz kommend führt die asphaltierte Frauenstraße zunächst zur Überwasserkirche und dann als schmaler Zweirichtungs-Radweg weiter in Richtung Dom. Dies ist eine wichtige Radverkehrsachse vom Schloss zum Prinzipalmarkt. Von der Überwasserkirche / Wilsbergs Antiquariat führt der gekopfsteinpflasterte Katthagen in Richtung Norden zur Rosenstraße. Hier ist etwas weniger Radverkehr zu beobachten, wahrscheinlich weil Kopfsteinpflaster für Radfahrer das Äquivalent von Splitt auf der Autobahn ist.

Auf dem Bilde treffen die Straße Schlossplatz und Frauenstraße auf einer T-Kreuzung aufeinander. Die Fahrradstraße Frauenstraße ist mit einem Fahrradstraßen Schild ausgeschildert und rechts und links von parkenden Autos gesäumt.
Die Einfahrt in die Frauenstraße aus Richtung Schlossplatz.

Wie überall in Münster ist auch diese Fahrradstraße eine Mogelpackung, da sie ganz regulär für den Autoverkehr freigegeben ist. Immerhin nur als Einbahnstraße in Richtung Schlossplatz, könnte man meinen. Beidseitig parkende Autos, aber auch Fahrradständer engen die Fahrbahn jedoch so stark ein, dass Begegnungsverkehr zwischen Auto und selbst einem einzelnem Fahrrad nicht mehr möglich ist. Missachtet der Autofahrende den Vorrang des Radverkehrs und fährt in die Engstelle ein, sind Radfahrer gezwungen abzusteigen, und müssen, wenn es denn möglich ist, auf dem Gehweg weiterschieben. An diesen Stellen ist auch ein Begegnungsverkehr zwischen zwei nebeneinander fahrenden Radfahrern nicht möglich, da ggf. Sicherheitsabstand zu Autotüren eingehalten werden muss. Welch Komfortgewinn durch die Ausweisung als Fahrradstraße!

Besonders unverständlich ist die bisherige prekäre Lage des Radverkehrs durch abgestellte Autos, wenn der Schlossplatz als großer Stellplatz doch direkt angrenzt. Man darf auf die autofreie Innenstadt hoffen? Auf der anderen Seite ist der Parkbedarf für die Fahrräder von Anwohnern und Kunden der anliegenden Restaurants und kleinen Geschäften noch lange nicht gedeckt – weiterhin werden Räder leider auf den engen Gehwegen abgestellt und ausgewiesene Lastenradparkplätze sind durch reguläre Fahrräder besetzt. Hier könnte leicht Abhilfe geschaffen werden, wenn der Stadtraum einer “Fahrradstraße” nicht weiter zu Gunsten der KfZ aufgeteilt wäre.

Auf der direkten Trasse zwischen Prinzipalmarkt und Schloss ist die Frauenstraße aktuell wohl der gefährlichste, aber nicht der unkomfortabelste Abschnitt. Hier offenbart sich die Schwäche des Münsteraner Radwegenetzes, neuralgische Punkte (z.B. Prinzipalmarkt und Schloss) schnell, bequem und sicher für Radfahrende miteinander zu verbinden. 

Die Fahrradstraße Katthagen mit Kopfsteinpflaster und gesäumt von Autos, die beidseitig parken.
Kopfsteinpflaster auf einer Fahrradstraße…

Was taugen Münsters Fahrradstraßen?: Heute Lindberghweg

Der Lindberghweg gehört mit seinen ca. 2 km zu den eher längeren Fahrradstraßen. Er wurde im Jahr 2017 zur Fahrradstraße und ist seit Mitte 2020 auf voller Länge mit rotem Asphalt eingefärbt. Die Straße ist Teil der Veloroute zwischen Münster und Everswinkel die sich aktuell im Ausbau befindet.

Im Rahmen der Umbaumaßnahmen wurden auch mehrere Aufpflasterungen entfernt, da diese entsprechend des neuen Qualitätsstandards für Fahrradstraßen nicht auf ebendiesen zu finden sein sollen. Die Entfernung führt, in Verbindung mit dem glatten Asphalt, zu einem recht komfortablen Fahrgefühl. Im Vergleich zu den sonst in Münster üblichen gepflasterten Radwegen, ist das Fahren auf dem Lindbergweg, in Bezug auf die Fahrbahnoberfläche, überaus leichtgängig. Leider wurden teilweise die Gullideckel nicht vollständig der Asphaltdecke angepasst. Somit weicht man diesen, wie auch den stark aus der Asphaltdecke herausgehobenen Fahrradstraßen Symbolen, lieber aus, um Erschütterungen zu vermeiden und Kraft zu sparen.

Die Strecke bietet für Radfahrende eine gute Verbindung aus dem Hansaviertel in Richtung Angelmodde und Loddenheide. So wird der Umweg um den Stadthafen und über den Albersloher-Weg vermieden. Leider gilt dies auch für Autos. Insbesondere während den Zeiten des PendlerInnen-Verkehrs ist auf dem Lindberghweg reger Autoverkehr. Der Charakter der Straße lädt leider auch zu höheren Geschwindigkeiten ein. Somit wird sich häufig nicht an die Höchstgeschwindigkeit von 30km/h gehalten.

Im September 2019 gab es zu der Umgestaltung des Lindberghweges eine Informationsveranstaltung der Stadt. Dort wurden auch die Ergebnisse einer temporären Geschwindigkeitsmessung vorgestellt (diese fand noch vor dem Aufbringen des roten Asphalts statt). Die Durchschnittsgeschwindigkeit lag bei ca. 43 km/h und die höchste gemessene Geschwindigkeit lag bei über 100 km/h. Eine Fahrradstraße sollte nicht zu einem Schleichweg für AutofahrerInnen werden, die nicht Teil des Staus auf dem Albersloher Weg werden wollen.

Ein Faktor, der einerseits zu den hohen Geschwindigkeiten beiträgt, aber auf der anderen Seite zu einem sichereren Fahrgefühlt führt, ist, dass auf dem Lindberghweg auf weiten Teilen keine Fahrzeuge auf der Fahrbahn abgestellt werden. Die Gefahr auf dem Lindberghweg besteht also nicht aus sich öffnenden Fahrzeugtüren. Durch den Gehweg am Fahrbahnrand sind auch gefährliche Situationen, die sich durch Einfahrten ergeben, entschärft.

Aufgrund des Verbots der Doppelbeschilderung ist es nicht erlaubt, weitere Verkehrszeichen aufzustellen, die auf die Höchstgeschwindigkeit von 30 km/h hinweisen. Somit hat die Stadt im Dezember 2020 Plakate an die Laternenmasten angebracht. Diese bitten die VerkehrsteilnehmerInnen darum 30 km/h zu fahren. Ob die Plakate in der Größe einer Partyankündigung erkannt und akzeptiert werden, muss sich noch herausstellen.

Insgesamt lässt sich festhalten, dass der Lindberghweg recht angenehm befahrbar ist. Diese Aussage ist allerdings nur für die Zeiten gültig, zu denen wenig Autos auf dem Lindberghweg fahren, denn die größte Einschränkung der Sicherheit und des Komforts ergeben sich, wie oben bereits geschrieben, aus den fahrenden Autos.

Was taugen Münsters Fahrradstraßen? Heute: Heisenbergstraße

Die Heisenberg- und Busso-Peus-Straße bilden eine Fahrradstraße zwischen der Corrensstraße und dem Gievenbecker Weg nördlich vom Coesfelder Kreuz. Die mit knapp 570m recht kurze Strecke führt zwischen dem Fachhochschulzentrum (FHZ) und dem Technologiehof entlang und dient hauptsachlich als Zuleitung zu den Universitätsgebäuden am Coesfelder Kreuz aus dem durch Studentenwohnheime geprägten nördlichen Gievenbeck.

Im Osten beginnt die Fahrradstraße an einem Denkmal des Größenwahnes der Münsteraner Autoverkehrsplaner, der dort 5 (!) spurigen Corrensstraße. Für Radfahrende ist natürlich Vorfahrt zu achten. Am westlichen Ende kann man leider nicht nach Süden abbiegen, ohne entweder abzusteigen und über das Straßenbegleitgrün zu laufen, oder eine gesamte Runde im Kreisverkehr zu drehen.

Auch bei der Heisenberg- und Busso-Peus-Straße handelt es sich wieder um eine typische Münsteraner „Fahrradstraße“ als Mogelpackung, da motorisierter Individualverkehr weiterhin freigegeben ist. Dieser nutzt besonders in Jahren mit Präsenzlehre das östliche Stück als Einfahrt für den Parkplatz der Fachhochschule. Auch fahrbahnbegleitende Parkplätze gibt es einige. Automobiler Durchgangsverkehr wird jedoch durch einen Modalfilter zwischen Heisenberg und Busso-Peus-Str verhindert.

Leider wird der Modalfilter in der Mitte der Fahrradstraße von den AutofahrerInnen gerne als Parkplatz genutzt.

Im Sommer 2019 wurde die Heisenbergstraße (ca. 360m) als eine der ersten Fahrradstraßen in Münster nach den neuen Qualitätsstandard für Fahrradstraßen ausgebaut. Die Methode der Fahrbahneinfärbung mit rotem Splitt auf einer frischen Bitumenschicht hinterließ jedoch wochenlang eine dicke Schicht hoch unangenehmen Rollsplitts, wie wir hier dokumentiert haben. Die Unfallgefahr durch den losen Split ist zwar nun gebannt, die raue Oberfläche erzeugt jedoch hohen Rollwiederstand und weißt bereits Schäden an der Einfahrt zum FH-Parkplatz auf. Auch die Stadt ist mit dieser Methode der Fahrbahneinfärbung nicht zufrieden. Die Menge an Falschparkern hat sich seit der Neueinfärbung und schärferen Kontrolle zwar verringert, jedoch war 2020 mit wenigen Hochschulpräsenzveranstaltungen ein schlechtes Jahr, um den langfristen Erfolg der Maßnahmen zu beurteilen. Die Busso-Peus-Straße ist noch nicht ausgebaut und glänzt somit nur durch Schlaglöcher und randliche Falschparker. Die Breite der Fahrgasse bleibt jedoch gewahrt.

Insgesamt bescheinigen wir der Heisenberg- und Busso-Peus-Straße eine angenehm breite Fahrgasse mit unangenehmer Oberfläche.

Was taugen Münsters Fahrradstraßen? Heute: Am Hohen Ufer

Die Fahrradstraße "Am Hohen Ufer" aus Richtung des Werse Radweges. Das Bild zeigt einen Feldweg mit Pfützen. Mittig des Bildes steht das Fahrradstraßen-Schild mit dem Zusatz "KFZ-Frei". Das Schild spiegelt sich in den Pfützen am Boden. Rechts des Weges ist ein Weidezaun und eine grüne Wiese.

Touristische Fahrradstraßen im Grünen: Am hohen Ufer in Angelmodde

Auf ca. 680 m Länge ist die Straße Am hohen Ufer eine Fahrradstraße. Damit ist sie eine der eher kürzeren Fahrradstraßen in Münster. Die Straße befindet sich zwischen dem Radweg an der Werse und dem Sportplatz des SC Gremmendorf 1946 e.V.. Die Fahrradstraße ist für Autos tatsächlich eine Sackgasse und nur für Fahrräder eine Durchgangsstraße. Auch wenn die Autos somit auf der Straße fahren dürfen, sorgt die Situation dafür, dass es mindestens keinen Durchgangsautoverkehr gibt. Der Zweck der Fahrradstraße hat vermutlich an dieser Stelle lediglich touristischen Charakter. Die Straße hat bisher keine Rotfärbung erhalten. Dies wäre an vielen Stellen auch kompliziert, da mindestens auf den letzten 200 Metern der Fahrradstraße kein Asphalt, sondern eine wassergebundene Wegdecke den Untergrund bildet. Das bedeutet, dass die Oberfläche einerseits einen Großen Rollwiderstand bietet und das Radfahren darauf eher anstrengend und unkomfortabel ist. Andererseits bedeutet die wassergebundene Schicht, dass sich auf der Oberfläche bei Regen schnell Pfützen und Schlamm bilden. Fahrräder haben nicht nur auf Fahrradstraßen eine bessere und glattere Oberfläche verdient.

Leider wird trotz größerer Grundstücke an der Straße auch links und rechts der Fahrbahn geparkt. Mit ihren ca. 3,5m breite, ist das entspannte Fahren außerhalb der Dooring Gefahrenzone leider nur schwer möglich. Insbesondere im letzten Teil, ohne asphaltierte Wegdecke, ist die Breite der Straße wesentlich geringer, als im „Neue Qualitätsstandards für Fahrradstraßen“ der Stadt Münster vorgesehen. Dieser gibt eine Mindestbreite für die Fahrgasse von 4m vor. Dazu kommen unübersichtliche Hecken und Grundstückseinfahrten, die leider Gefahrenpotential bieten.

Aufgrund des nicht vorhandenen Durchgangsverkehrs und der naturnahen Lage ist diese Fahrradstraße jedoch von der Atmosphäre her betrachtet eine der schöneren Straßen, wenn man touristisch unterwegs ist und nicht schnell und komfortabel von A nach B kommen möchte. Ein entspanntes Nebeneinanderfahren, welches auf Fahrradstraßen mindestens Möglich sein muss, ist auf dieser Fahrradstraße leider nicht möglich.

Das Bild zeigt den Anfang der Fahrradstraße "Am Hohen Ufer". Es zeigt eine nasse, asphaltierte Straße, die in die Tiefe des Bildes führt. Auf der linken Seite der Straße ist ein grüner Acker. Auf der rechten Seite steht das Fahrradstraßen Bild mit dem Zusatz, KFZ frei. Rechts der Straße verläuft ein Weidezaun. Im Hintergrund sind Wohnhäuser und Bäume zu sehen.
Der Beginn der Fahrradstraße aus Richtung des Sportplatzes.

Was taugen Münsters Fahrradstraßen? Heute: die Bismarckallee

Wo simmer denn dran? Aha, heute krieje mer de Fahrradstraße. Also, wat is en Fahrradstraße? Da stelle mehr uns janz dumm. Und da sage mer so: En Autobahn, dat is ene lange Straße, da dürfen nur Autos fahn. En Gehweg, dat is ene Weg, da darfste nur zu Fuß gehn. Und wat is en Fahrradstraße? Dat krieje mer später.

In Münster ist die Schillerstraße als erste Fahrradstraße 1990 ausgewiesen worden. Seitdem sind 30 Jahre vergangen, viel Zeit – was ist daraus geworden?

An sich sind Fahrradstraßen eine gute Idee. Punkte die für eine ausgewiesene Fahrradstraße sprechen: die Sicherheit, Kommunikation (darf nebeneinader fahren), kein Autoverkehr und das zügige Vorankommen durch Vorfahrtsberechtigungen.

Allerdings spricht auch einiges gegen die konkrete Ausführung in Münster:

  • Etikettenschwindel (es gibt keine echten Fahrradstraßen in Münster)
  • „Erfindung verträumter Verkehrsplaner, die irgendeinem Verkehrsweg einen Stempel aufdrücken und sich gern dafür feiern lassen“ (Horst Seidenfaden)
  • Gefährdung durch MIV (Durchgangsverkehr)
  • mangelnde Akzeptanz durch Anwohner und Schleichverkehr

In Münster gibt es mittlerweile 15 – 17 Fahrradstraßen, je nachdem, wie man zählt. Es scheint auch keine offizielle Liste aller Fahrradstraßen zu geben – wenn ihr eine Liste findet, sagt uns doch gerne Bescheid.

In der Beschlussvorlage der Stadt Münster vom 15.5.2019 heißt es u.a.:

„Künftig gelten einheitliche, möglichst zügig zu realisierende Qualitätsstandards…“

„Die Breite der Fahrgasse muss künftig mindestens 4,00 m…“

„Soweit Kfz-Verkehr im Rahmen der Straßenverkehrsordnung ausnahmsweise stattfinden darf, werden u.a. „Anlieger frei“-Regelungen i.V.m. baulichen Maßnahmen (z.B. Diagonalsperren) sowie Einbahnstraßenregelungen für den Kfz-Verkehr geprüft, um den Durchgangsverkehr zu unterbinden.“

Auffallend ist, dass das Erscheinungsbild der Fahrradstraßen nicht einheitlich ist. Angefangen von der Oberfläche, teils rot eingefärbt, mit unterschiedlichen Belägen, teils nicht eingefärbt, ja, es gibt sogar Teilstrecken mit Kopfsteinpflaster.

Die Bismarckallee ist jetzt „Fahrradstraße 2.0“ , so die Aussage der Stadt Münster. Wir haben das mal genauer unter die Lupe genommen:

Sicherlich ist die Bismarckallee eins der besseren Beispiele, die das Radfahren in Münster komfortabler macht.

An der Einmündung Weseler Straße ist ein Plakat aufgestellt, dass die Autofahrer, die die STVO nicht kennen, daran erinnern soll, dass die Radfahrer hier absolut Vorrang haben.

Die Oberfläche ist rot eingefärbt (lest hierzu nochmal unseren Beitrag dazu), der Asphalt ist glatt und lässt sich gut befahren. Das absolute Halteverbot ab Körnerstraße wurde anfangs von den Autofahrern ignoriert, nach Ablauf der Schonzeit wurde mit Hilfe des Ordnungsamtes dieses jedoch durchgesetzt und wird weitgehend beachtet.

Leider ist die Bismarckallee für den Durchgangsverkehr freigegeben, hier wäre zumindest eine Sperrung der Straße mit Anlieger frei und gegebenenfalls eine Einbahnstraßenregelung wünschenswert.

Das einheitliche Erscheinungsbild der Fahrradstraßen ist hier nicht ersichtlich, das kurze Stück vor der Erich-Klausener-Realschule fällt schmaler aus (unter 4 m) und unterbricht die breitere davor und dahinter. Dieses kurze Stück ist übrigens die einzige „richtige“ Fahrradstraße Münsters, in der kein Autoverkehr erlaubt ist.

Als Teil der Veloroute nach Senden ist die Anbindung suboptimal. Vom Kanonengraben mit Bettelampel über die 4spurige Weseler oder als Linksabbieger aus der Ägidiistraße (ebenfalls über die Weseler), stadtauswärts an der Torminbrücke ebenfalls mit Bettelampel über den Koldering/Torminbrücke (4spurig). Für die Anbindung an das Radwegenetz ist da noch viel Luft nach oben.

Um die Akzeptanz der Fahrradstraßen und damit Sicherheit zu erreichen, müssen Stadtverwaltung, Ordnungsamt und Polizei beim Ausweisen von Fahrradstraßen diese Maßnahmen mit ausreichender Information unter Einbeziehung der Anwohner begleiten und die Regeleinhaltung konsequent und nachhaltig durchsetzen.

Wir haben uns unter diesen Gesichtspunkten alle Fahrradstraßen in Münster angeschaut, die Details und Bewertungen dazu findet ihr in einem der nächsten Beiträge.

Wenn ihr das nicht verpassen wollt, abonniert hier den Newsletter:

- Kein Spam, jederzeit wieder abmelden

Was meint ihr, welche Fahrradstraßen in Münster taugen etwas?

Kettenriss und Speichenbruch und passt gut auf euch auf.

Mobilitätscheck zur Münsterwahl: So stehen die Parteien zur Verkehrswende

Im Rahmen der Kommunalwahl 2020 in Münster haben wir uns dazu entschieden, die Positionen der antretenden Parteien zu unterschiedlichen Thesen abzufragen. Das Ziel ist nicht, eine Wahlempfehlung abzugeben, die Auflistung soll euch aber die Möglichkeit geben, die Positionen der Parteien nachzuvollziehen.

Update (18.8.): Antworten der PARTEI Münster hinzugefügt.

Update (20.8.): Antworten von CDU und MSP hinzugefügt.

„Mobilitätscheck zur Münsterwahl: So stehen die Parteien zur Verkehrswende“ weiterlesen

Umwege nach Telgte

Am kommenden Mittwoch, 27.11.2019, findet in Telgte ein Vortrag von Prof. Andreas Knie statt. Die Bürgerinitiative B51 Telgte e. V. hat die Veranstaltung organisiert.

Wir nutzen dies zum Anlass, um vor der Veranstaltung zu einer gemeinsamen Anreise einzuladen. Auf dem Hinweg werden wir die geplante Veloroute den geplanten Umweg auf der Routenführung zwischen Münster und Telgte befahren, auf dem Rückweg nach der Veranstaltung fahren wir entlang der B51, gegen deren vierspurigen Ausbau sich die Bürgerinitiative richtet. Zwischendurch wollen wir auf einzelne Planungsfehler und aktuelle Mängel eingehen.

Treffpunkt für die gemeinsame Anreise ist am 27.11.2019 um 18:30 Uhr die Kreuzung Promenade / Hörster Straße. Während der Fahrt könnt ihr uns auf Critical Maps verfolgen und gerne unterwegs dazu stoßen. Die Tour ist für jeden Fitnessgrad geeignet (16km Hinweg, 13km Rückweg). Eine Anmeldung ist nicht erforderlich.

Eine Million gute Gründe für bessere Fahrrad-Infrastruktur

Die Zählstation für Radfahrende an der Hammer Straße hat heute die Marke von einer Million Radfahrenden in diesem Jahr durchbrochen*. Aktivisten der Interessengemeinschaft Fahrradstadt Münster haben dies zum Anlass genommen, den Radfahrenden mit motivierenden Sprechchören und Plakaten dafür zu danken, dass sie mit diesem wunderbaren Verkehrsmittel unterwegs sind.

„Eine Million gute Gründe für bessere Fahrrad-Infrastruktur“ weiterlesen