„Man kann ja nirgendwo mehr parken!“ – So, oder so ähnlich, hört und liest man es von vielen Autofahrenden. Aber stimmt das wirklich? Wir wollten es genauer wissen und haben dafür mal die Parkplatzzahlen und die Auslastung über ein paar Monate erfasst. Außerdem haben wir einen Twitter-Bot eingerichtet, der diese Zahlen in regelmäßigen Abständen im Internet postet. Willkommen bei @VerkehrswatchMS!
Angefangen hat alles mit der Idee, den Leerstand der städtischen Parkhäuser zu erfassen und den dadurch entstehenden, verschenkten Flächenverbrauch anhand von Beispielen zu verdeutlichen. Wir haben also ein Programm geschrieben, welches automatisiert die Belegungszahlen aller städtischen Parkhäuser- und plätze erfasst, die im Parkleitsystem der Stadt gelistet sind. Diese Daten werden minütlich aktualisiert und in einer Datenbank gespeichert. Aus dieser Datenbank postet der Twitter-Bot @VerkehrswatchMS in regelmäßigen Abständen, wie viele der insgesamt 6328 bewirtschafteten Parkplätze genutzt werden. Diese Fläche wird dann noch zur Veranschaulichung mit bekannten Größen verglichen.
Wir möchten mit dem Bot dabei nicht nur darauf aufmerksam machen, dass in Münsters Innenstadt viele Parkplätze leerstehen, sondern auch kritisch hinterfragen. Eine erste Analyse der Daten zeigt: Im Schnitt sind ungefähr ein Drittel der vorhandenen Parkplätze ungenutzt. Maximale Auslastungen gibt es meistens nur Samstags zwischen 9 und 15 Uhr. Wieso also eine so immense Fläche die ganze Woche vorgehalten wird, obwohl sie nur zu Peaks für sechs Stunden wirklich gebraucht wird? Natürlich orientiert sich Verkehrsplanung immer an Maximalwerten, doch wäre es nicht sinnvoller, sich für die wenigen Stunden sinnvolle Lösungen zu überlegen, anstatt so viel Fläche ungenutzt vorzuhalten?
Zu dieser Debatte möchten wir mit @VerkehrswatchMS verlässliche Zahlen liefern und Ideen einbringen, wie man diese Flächen anders nutzen könnte. Am Bahnhof zum Beispiel in Form von neuen Fahrradstellplätzen.
Darüber hinaus arbeiten wir weiter daran, neue Aspekte des Verkehrs für den Bot zu finden, die dieser tweeten kann. Zum Beispiel eine Fahrrad-Wettervorhersage oder andere Informationen rund um den Verkehr in Münster. Habt ihr Ideen, welche Infos man automatisiert zur Verfügung stellen könnte? Meldet euch gerne!
Ein interessanter Ansatz. Stellt ihr das zur Verfügung, um das anderswo zu implementieren zu können? Was sind dann die Voraussetzungen?
Mir gefüllt nur der Narrativ der Flächengerechtigkeit nicht. Ich fände es viel sinnvoller, darzustellen wie viele Parkplätze noch verfügbar sind, also sich gegen den Narrativ des Parkplatzmangels zu argumentieren.
In der Verkehrsplanung richtet man sich durchaus nicht an der maximalen Nachfrage, da dass teure Kapazitäten aufbaut, die kaum genutzt werden. Im „Handbuch für die Bemessung von Straßenverkehrsanlagen“ (S.2-6) wird die Bemessungsverkehrsstärke als die Verkehrsstärke der n-ten Stunde eines Jahres verstanden, wobei die Bemessungsstunde aus der absteigend sortierten stündlichen Verkehrsstärken eines Jahre sortiert werden und dann die n-te Stunde ausgewählt wird. n kann je nach Bauvorhaben anders sein. Das Bundesverkehrsministerium hat im Einführungserlass im Zuständigkeitsbereich des Bundes N mit 50 vorgegeben. Diese 24 Stunden der Adventssamstage wären also für die Kalkulation nicht wirklich relevant, wenn man sich an dem Verfahren orientiert.
Hi Norbert, aktuell speichern wir die Daten minütlich und setzen alle 3 Stunden den Tweet ab. Bisher haben wir noch nicht viel mehr in der Detailanalyse gemacht, das kommt aber noch. Bis dahin haben wir auch nichts, was man irgendwo implementieren kann. Oder was genau stellst du dir vor? Den Twitter-Feed kannst du natürlich jederzeit überall einbinden!
Danke für den Tipp mit der Bemessung, wir gucken uns das mal genauer an!