PARK(ing) Day: Die Verkehrswende ist möglich! (Update)

Update 2023

Den schon bekannten Ausführungen unten möchten wir dieses Jahr noch die Widerlegung eines besonderen Mythos vorwegstellen: den der angeblichen Verkehrsverlagerung. Von Verkehr wird ja oft so gesprochen, als handele es sich um eine Flüssigkeit („Verkehrsfluss“). Damit geht einher, dass insbesondere Auto-Verkehr immer da wäre, fast wie ein Naturgesetz. Da scheint dann auch erstmal die Annahme richtig zu sein, dass bei Straßensperrungen, der Reduktion von Fahrspuren oder Geschwindigkeitssenkungen, kurz bei jeder Form der Verkehrsberuhigung, der Verkehr ja irgendwo anders wieder auftauchen müsse.

Verkehrsberuhigung sorgt für Entlastung statt Verkehrschaos

Tatsächlich ist die Annahme der Verkehrsverlagerung aber falsch, denn Verkehr ist nunmal komplexer als Leitungswasser. Schließlich sind alle Verkehrsteilnehmenden auch Menschen mit eigenen Entscheidungen, die sich vielfach für andere Verkehrsmittel entscheiden oder unnötige Wege einsparen können. Davon sind wir und viele andere schon lange überzeugt und auch in Münster wird immer wieder festgestellt, dass das befürchtete Verkehrschaos am PARK(ing) Day nicht chaotischer als sonst war. Und was viele Verkehrsinitiativen schon lange betonen, wurde jetzt auch wieder eindrucksvoll vom renommierten Deutschen Institut für Urbanistik empirisch bewiesen: Verkehrsberuhigungsmaßnahmen sorgen für Entlastung statt Verkehrskollaps. Verweisen möchten wir auf den nett aufbereiteten Artikel „Weniger bringt mehr“ sowie die Original-Studie.

Die Falschbehauptung des angeblichen Verkehrskollapses, gerne überzeichnet mit angeblich lebensnotwendigen Fahrten im privaten Auto, ist damit klar widerlegt. Dies wird sich auch dieses Jahr wieder beim PARK(ing) Day zeigen.

Weitere Beispiele (ursprünglicher Artikel 2022)

Mit freundlicher Erlaubnis des ADFC veröffentlichen wir hier einen Auszug aus dem ADFC-Projekt InnoRAD, um euch ein paar Beispiele zu zeigen, wie lebenswerter Stadtraum entstehen kann – denn der PARK(ing) Day zeigt für einen Tag, was auch dauerhaft Realität sein könnte:

„Deutschland braucht eine grundlegende Neugestaltung der öffentlichen Stadt- und Verkehrsräume, damit die Klima- und Verkehrswende gelingt. Mehr Raum für klimafreundliche, aktive Mobilität, lückenlose sichere Radwegenetze, Grün- und Freiflächen sowie attraktive Plätze für den Aufenthalt in Wohnquartieren. Dorf- und Stadtteilzentren sind Ausdruck lebenswerter Städte und Gemeinden. Immer mehr Kommunen entwickeln daher innovative Konzepte für lebenswerte Orte mit dem Menschen im Mittelpunkt durch weniger Autoverkehr und mehr Platz fürs Fahrrad! Ihr Ziel ist es, neben der Einsparung von Treibhausgasemissionen, den Anteil des Radverkehrs zu erhöhen und so für alle vor Ort die Lebens-, Aufenthaltsqualität und die Verkehrssicherheit zu verbessern.

50 Prozent aller Autofahrten in Deutschland sind kürzer als fünf Kilometer, 25 Prozent sogar kürzer als zwei Kilometer. Der Großteil dieser Fahrten kann also ohne Mobilitätseinschränkungen und Komfortverlust mit dem Fahrrad erledigt werden. Dieses Potenzial an nachhaltiger Mobilität muss und kann schnell erschlossen werden. Viele Kommunen machen sich daher auf den Weg und wollen den Radverkehr vor Ort zügig und effektiv fördern. Mit dem vorhandenen Angebot an Radverkehrsanlagen in Deutschland, das sich seit den 1990er-Jahren im Kern auf schmale abmarkierte Radfahr- und Schutzstreifen beschränkt, kann das jedoch nicht gelingen. Innovative Instrumente zur Modernisierung der Infrastruktur sind daher gefragt. Hier kann und sollte Deutschland von den vielfältigen Erfahrungen lernen, die junge Fahrradstädte in der ganzen Welt derzeit mit der Erprobung innovativer Infrastrukturlösungen machen. Denn Städte sind weit mehr als Transitzonen, sie sind Orte zum Leben. Sie müssen als Systeme betrachtet werden, die zur Verbesserung der Lebens- und Aufenthaltsqualität gestaltet werden. Gleichzeitig ist ein hoher Anteil von Fahrrädern am Verkehr eine wesentliche Voraussetzung für eine lebens-
werte und attraktive Stadt. Entsprechend müssen Städte so geplant, gebaut und umgestaltet werden, dass es allen Menschen möglich ist, unabhängig von deren Alter, Erfahrung oder Fähigkeiten, gefahrlos und stressfrei Rad zu fahren.“

„Das Fahrrad ist Teil der Lösung! Es muss in der innovativen Stadt- und Verkehrsplanung mehr berücksichtigt werden mit dem Ziel lebenswerte Städte für alle zu schaffen.“

Rebecca Peters, ADFC Bundesvorstand Verkehr

Sieh‘ dir hier internationale Beispiele der lebenswerten Transformation von Städten an: