Neubau Bahnhofs-Ostseite – aus Radfahrersicht

Gestern Abend fand die erste Infoveranstaltung zur Neubebauung der Ostseite des Münsteraner Hauptbahnhofs statt. Die Stadt hatte in die Aula der Montessori-Schule geladen, um, zusammen mit der Landmarken AG, über den Stand der Dinge, die Planungsphasen und Bauvorhaben zu berichten.

Zunächst kann festgehalten werden: Das Interesse der Bürgerinnen und Bürger war größer als der Raum. „Man habe nicht mit so viel Andrang gerechnet“ erklärt Dezernent Siegfried Tiehlen die überfüllte Aula.

Inhaltlich ging es dann vor allem um die Neugestaltung des Bremer Platzes, welche größere Diskussionen unter den Anwohnern auslöste wie mit der zurzeit dort ansässigen Drogenszene umzugehen sei.

Am spannendsten ist aus verkehrlicher Sicht ist wohl die Tatsache, dass die gesamte Bebauung der Ostseite durch den Investor nach §34 BauGB ablaufen soll. Das heißt, es ist kein Bebauungsplan für das Vorhaben nötig. Das Projekt wird hier singulär betrachtet, unabhängig des (vor allem verkehrlichen) Umfelds des Bahnhofs. Gäbe es einen Bebauungsplan, müsste mindestens der Verkehrsraum mit Betrachtung des fließenden und ruhenden Verkehrs (Auto, Rad, Fuß) in die Planung einfließen. Außerdem wäre dann eine Bürgerbeteiligung zwingend vorgeschrieben. Beide Aspekte entfallen in der jetzigen Planung. Zumal sich die Situation mit einer Tiefgarage mit 100 Kfz-Stellplätzen sowie größerem Ziel- und Quellverkehr durch die Gebäudenutzung (Hotel, Büros, Appartments, Supermarkt) im Vergleich zum Status Quo deutlich ändert. Wir bleiben an dem Thema dran!

Ein weiterer Aspekt, der vor allem für Radfahrende interessant ist: Auf die Frage aus dem Plenum, an welchen Kennzahlen oder Fakten  sich die für den Investor vorgeschriebene Dimensionierung der Radabstellanlagen orientiert  und das diese schon zum heutigen Zeitpunkt unterdimensioniert ist, antwortete Herr Thielen, dass hier nach der Zumutbarkeit für den Investor entschieden wurde. Der ergänzende Hinweis des Fragenstellers, dass es politisch gewollt und beschlossen sei, dass der Radverkehrsanteil noch weiter steigen soll und dass im Rahmen des Klimaschutzmasterplans in Zukunft noch mehr Pendler auf Bus, Bahn, Rad und Multimodalität umsteigen sollen sei der Stadt bekannt.

Als Fazit können wir festhalten, dass es wenig konkrete Infos gab, vor allem was die Verkehrsplanung dieses wichtigen Knotenpunktes angeht. Die Stadt möchte viele Dinge mitnehmen und im weiteren Vorgehen berücksichtigen. Wir bleiben gespannt.

Als Randnotiz bleibt außerdem festzuhalten, dass bei der Informationsveranstaltung zum Bahnhof kein Verkehrsplaner anwesend war. Kann aber auch am Zeitpunkt der Planung liegen, die Stadt hat beteuert auch die Bedenken zur verkehrliche Situation mitzunehmen. Wir wünschen uns dann beim nächsten Mal dann mehr Details.

Aus Sicht von uns Radfahrenden waren außerdem folgende Punkte interessant:

  1. Der Investor Landmarken AG hat lediglich die vier Planungsphasen und den Zeitplan vorgestellt, in der die Neugestaltung abläuft. Viele Anwesende hatten sich jedoch mehr Details zur tatsächlichen Gestaltung und Nutzung des neuen Gebäudekomplexes gewünscht. Dezernent Thielen entgegnete man dachte, dies sei aus der Presse bereits bekannt. Die Landmarken AG skizziert dann erst auf Nachfrage grob die Nutzung der Gebäudeflächen: Hotel, Supermarkt, Appartments, Büroflächen, Tiefgarage mit 100 Kfz Stellplätzen, 2200 Radstellplätze in einer Radstation.
  2. Die Bremer Straße wird während der Bauphase um einige Meter verschwenkt. Nach einigen Meldungen aus dem Publikum, die die Sicherheit von Radfahrenden bemängeln, erhält der Vorschlag aus dem Plenum, für die Dauer der Baustelle dort eine Fahrradstraße einzurichten Beifall.
  3. Die Stadt plant ein „Bürgerorientiertes Kolloquium“ und „Mitwirkungsmöglichkeiten für BürgerInnen“. Dies ist ein nicht bindendes Angebot der Stadt. Wie solche Prozesse bisher abgelaufen sind, ist bei den Bürgerbeteiligungen unter Anderem zum Hafencenter und dem Radverkehrskonzept zu sehen.
  4. Auf der Westseite wird es die angekündigten zusätzlichen Kfz-Kurzzeitstellplätze geben (Kiss&Ride). Außerdem soll ein Fahrradkäfig vor der Post aufgestellt werden, für Räder von Menschen mit Behinderung, die dann einen sicheren Stellplatz haben. 

weitere Tweets des Abends, alle Beiträge zur Veranstaltung und rund um den Bahnhof unter #MünsterBhf:

 

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